Trounson bei Tag

Kauris und Kiwis

Für zwei Dinge ist die Westküste Northlands berühmt: Kauris und Kiwis. Also eigentlich mehr für die mächtigen Kauri-Bäume, schließlich wird dieser Landstrich auch Kauri-Küste genannt. Aber Projekte des DOC (Department of Conservation) haben auch den Kiwi zurück in diese Region gebracht. Bäume haben wir viele gesehen…

Kauri-Bäume sind Hartholzbäume, die nur in Neuseeland heimisch sind. Sie können unglaublich alt und riesig werden. Unsere erste Begegnung mit Kauris hatten wir im „Kauri Bushmans Memorial Scenic Reserve„. Hier stehen relativ junge Kauris.

Kauri Baum im Kauri Bushmans Memorial Scenic Reserve

Das sie jung sind haben wir bei unserem Besuch im Kauri-Museum festgestellt. Früher war fast die ganze Nordinsel mit diesen Bäumen bedeckt. Die Europäer haben diesen jahrhundertealten Naturschatz binnen weniger Jahrzehnte fast restlos abgeholzt. Aus dem Holz der Kauris wurden Masten für Segelschiffe, Möbel, Häuser, Böden und vieles mehr hergestellt. Aus dem „Kauri-Gum“ – dem Bernstein der Kauri-Bäume – wurden unter anderem Politur und Petroleum hergestellt. Im Museum wird die Geschichte und die Nutzung der Bäume sehr anschaulich dargestellt. Man begreift auch, welche Dimensionen die ganz alten Bäume hatten.

Kauri Museum alte Kauri BäumeEs ist fast unvorstellbar, wie die Bäume gefällt wurden. Die gigantischen Riesen wurden zu Beginn per Hand abgesägt, mit Ochsen aus dem Dschungel gezerrt und dann über sehr große und sehr gefährliche Staudämme an die Meeresufer transportiert. Alte Fotografien belegen das sehr anschaulich. Auch sehr anschaulich sind die nachgebildeten Figuren der frühen Siedler. Sie wurden nach lebenden Vorbildern angefertigt.

Kauri Museum lebensechte Figuren

Das Museum ist definitiv einen Besuch wert – man kann Stunden darin verbringe – auch wenn es mit 25 Dollar pro Peron relativ teuer ist – für Studenten gibt es einen Rabatt von 5 Dollar.

Nun zurück zu den noch lebenden Kauris und damit ab nach Trounson. Diesen Spot hat die liebe Jenny auf unserer Abschiedskarte markiert. Trounson ist ein restaurierter Kauri-Park. Viele nicht heimische Tiere zerstören die Kauri-Wälder und die darin lebenden einheimischen Tierarten. In Trounson wurden diese „Pest-Tiere“ bekämpft und das Naturschutzgebiet ist jetzt fast frei von Pest. Nun kann sich hier die Population der einheimischen Pflanzen und Tiere erholen. Auch der North Island Brown Kiwi wurde hier wieder erfolgreich angesiedelt. Im Park sollen etwa 200 Exemplare dieser extrem seltenen Art leben. Durch das Gebiet führt ein Rundweg, den man bei Tag und Nacht begehen kann. Ein Eingang dazu liegt direkt am DOC Trounson Campground. Dort haben wir zwei Nächte übernachtet – natürlich um nachts Kiwis zu sehen! ❤ Für die Nachtwanderung benötigt man eine rote Taschenlampe oder eine rote Folie um sie über das weiße Licht einer Taschenlampe zu kleben.

Die erste Nachtwanderung war wirklich magisch. Wir sind früh schlafen gegangen und haben uns den Wecker auf 1.00 Uhr gestellt. Der Himmel war so klar und wir konnten wieder sooooo viele Sterne sehen. Noch auf dem Weg zum Eingang des Rundwegs konnten wir den ersten Kiwi rufen hören. Ihre Rufe sind sooo laut und markant – so klingt kein anderer Vogel. Direkt am Eingang zum Rundtrack ist eine Desinfektionsstation – die Kauri-Bäume werden durch eine merkwürdige Krankheit „Kauri Dieback“ bedroht. Sie wird über Erde und Dreck übertragen, daher muss man sich vor dem Besuch im Wald die Schuhe putzen und desinfizieren. Während wir noch da stehen kommt uns ein Pärchen entgegen, total aufgeregt – sie haben zwei Kiwis gesehen und sogar ein Foto gemacht. Ich bin total baff und begeistert. Sie geben uns sogar ihre roten Lampen (wir hatten nur etwas rote Tüte über unsere Lampe geklebt) und wünschen uns viel Erfolg. Meine Erwartungen steigern sich enorm – wir werden einen Kiwi sehen, was soll jetzt noch schief gehen?!

Völlig ohne Angst und irgendeine Ahnung von dem Track marschieren wir los ins Dunkel. Langsam und leise bewegen wir uns vorwärts, bei jedem Geräusch bleiben wir stehen und lauschen. Bereits nach wenigen Metern ertönt wieder der Ruf des Kiwis und ein zweiter antwortet. Sie sind ganz nah! Wir gehen weiter und plötzlich hören wir den Ruf wenige Meter von uns entfernt im Busch. Anschließend eine Art Schnaufen und lautes Geraschel – eindeutig ein Kiwi der im Unterholz nach Insekten sucht. Wir richten unsere Lampen auf die Stelle und sehen… nichts! Farn, umgestürzte Bäume, Gras… kein Kiwi! Wir hören ihn so deutlich, aber er ist einfach zu weit weg. Wir bleiben eine Weile lang stehen und gehen dann doch weiter. Unterwegs sehen wir einige Glühwürmchen an kleinen Wasserläufen – so wunderschön! ❤ Unglücklicher Weise sind wir den Track vorher nicht bei Tageslicht abgelaufen… An einer Lichtung finden wir nicht den richtigen Weg zum Campingplatz – wir beschließen die Strecke zurück zu laufen. Wir hören den Kiwi wieder, können ihn aber nicht sehen. Nach zwei Stunden kommen wir durchgefroren zum Van zurück, ohne einen Kiwi gesehen zu haben – welche Enttäuschung! Ich kann nicht mehr einschlafen, weil ich die ganze Zeit an den Kiwi denken muss… Hätten wir dies, hätten wir das… Das Kiwi-Gucken ist echt ein Glücksspiel, weil es so viele Variablen gibt… Aber wir geben nicht auf und bleiben eine zweite Nacht. Dieses Mal gehen wir den Track am Tag ab. Es war toll den Track tagsüber zu sehen, den wir zuerst nachts gesehen hatten. Kleine Stellen haben wir wieder erkannt und andere haben wir uns ganz anders vorgestellt.

Trounson Kauri Forest

Nachts haben wir wieder Glück und ein anderer Backpacker leiht uns seine super Kopflampe – der Campingplatz war sehr voll, wir haben  dort einige andere Backpacker kennengelernt und konnten uns austauschen. 🙂

Wir gehen also wieder in den Wald, dieses Mal deutlich früher um kurz vor zehn. Der Wald kommt uns nicht so friedlich und still vor wie beim letzten Mal. Alles ist aufregender, spannender und es sind mehr andere Leute unterwegs. Nach kurzer Zeit treffen wir ein Pärchen – sie haben auf der anderen Seite einen Kiwi gesehen – mit einer weißen Taschenlampe! Ich bin frustriert – andere sehen den so einfach und verscheuchen ihn dann mit der hellen Lampe. Ich sage zu Jonas: „Ich habe jetzt eh schon aufgegeben…“ Sekunden später: Es raschelt im Gebäusch, wir bleiben stehen und starren ins Dunkel – da sitzt ein Kiwi!!! Etwa drei Meter von uns entfernt an einem kleinen Abhang. Er sucht mit seinem langen Schnabel im Boden nach Insekten. Er bewegt sich, er macht Geräusche, er ist echt! Ich bin völlig platt. Das war einfach nur WOW! Selbst unsere jämmerlichen Versuche ein Foto mit dem Handy zu machen scheinen ihn kaum zu stören. Nur langsam bewegt er sich weiter weg den Abhang hoch und verschwindet aus unserm Sichtfeld. Minutenlang verfolgen wir seine Geräusche um noch einen weiteren Blick auf ihn zu erhaschen, aber er entfernt sich. Unglaublich toll. Ich bin sooooo dankbar, dass Jenny uns nach Trounson geschickt hat!!! ❤ Das ist übrigens unser Kiwi-Suchbild… ^^

Kiwi Suchbild im DschungelSchon fast am Zeltplatz angekommen, kommen wir wieder auf die Lichtung, bei der wir in der ersten Nacht den Weg nicht gefunden haben. Wir unterhalten uns, wir sind ja schließlich gleich da und haben einen Kiwi gesehen. Plötzlich huscht ein Schatten in den Wald – wir sehen gerade noch die „Hühnerfüße“ im Wald verschwinden – ein zweiter Kiwi! Wir laufen hinterher und beobachten ihn, wie er in den Wald läuft und dort rum „rennt“. – Wir haben zwei wilde Kiwis gesehen, dass war ein wundervolles Erlebnis. ❤ Das werden wir nie vergessen.

Unvergesslich war auch der nächste Tag – wir sind in den Waipoua Forest gefahren. Das ist der größte noch existierende Kauri-Wald. Dort stehen auch die größten und ältesten Exemplare. Dieser Wald war einfach magisch und unvergleichlich. Wir hatten super Wetter und konnten den ganzen Tag kleine Tracks machen und die Bäume bestaunen:

Aussicht über den Kauri Forest Waipoua Forest

Waipoua Forest

Waipoua Forest Yakas

Waipoua Forest Four Sisters Waipoua Forest Te Matua Ngahere

Waipoua Forest Tane Mahuta - der größte lebende KauriAnschließend sind wir weiter Richtung Norden gefahren…

Aussicht Hokianga… und haben schließlich auf einem ganz wundervollen Campingplatz in Rawene an einem Fjord übernachtet. Das ist Mal kochen mit Aussicht:

Campingplatz in RaweneIm Kühlschrank stand sogar Free Food – somit war unser Abendessen fast kostenlos und es gab sogar einen Backofen dafür. ❤ Hach, auch die Kleinigkeiten können mich wirklich glücklich machen.

Aussicht Rawene CampingplatzWir sind gespannt, was wir nun ganz im Norden, „Far North“ erleben. Bis bald, liebe Grüße Franzi. ❤

6 Gedanken zu “Kauris und Kiwis

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