Nach dem längeren Hin und Her und der großen Covid-Unsicherheit haben wir uns Ende März für das Ende mit Schrecken und gegen einen eventuell sehr langen Schrecken ohne Ende in Australien entschieden. Anfänglich dachten wir der Schrecken sei nur finanzieller Natur – leider haben wir uns da getäuscht.

Das ist sie, die Strecke, die wir eigentlich noch vor uns gehabt hätten, unsere grob geplante Reiseroute. Mitten durch die ehemaligen Buschfeuer-Gebiete, zu wunderschönen Stränden und einmaligen National Parks. Und das ist die Strecke die nun am Montag dem 30. März 2020 vor uns liegt:

Knapp 1.000 km in zwei Tagen. In unserem Camper, einmal einfach quer rüber – der schnellste Weg. Am Morgen packen wir die letzten Sachen zusammen und bringen alles zurück in den Camper. Unsere gefiederten Nachbarn werden aufmerksam und kommen mal wieder vorbei. Jonas (!) beschließt, dass sie ja jetzt ein bisschen was zu Futtern haben können und gibt den Kakadus ein paar Mandeln zu fressen. Innerhalb von Sekunden sitzen die Terrasse und die umliegenden Bäume voll – ups! So war das nicht gedacht – man darf hier doch nicht füttern!
Wir beobachten die Kakadus und versuchen sie dann doch etwas zu verscheuchen. Währenddessen … eine Krähe hat das Spektakel beobachtet und sich heimlich in den offen stehenden Camper geschlichen. Jonas entdeckt die Krähe beim Weg zum Auto und macht sogar noch ein Foto:
Was er da noch nicht weiß: Es ist nicht nur eine Krähe, sondern es sind drei. Und die werden doch unsanft überrascht, als er zurück zum Auto kommt. Zwei fliegen schnell davon. Die dritte verirrt sich in die Fahrerkabine (dort ist keine Tür offen) und scheißt erst mal aus Panik wild herum. Über das Lenkrad, das Armaturenbrett und den Sitz – na toll! So haben wir also direkt die Quittung für das unerlaubte Vögelfüttern bekommen. ^^
Nachdem alles wieder sauber und verstaut ist, verabschieden wir uns von den menschlichen Camp-Bewohnern. Das deutsche Paar bleibt in Australien, will aber runter an die Great Ocean Road – nach ihren Informationen müssen sie keine Strafe zahlen für „wildes“ Campen, können lediglich dazu aufgefordert werden, weiter zu ziehen. Sie wollen es riskieren – zu viel Arbeit und Geld steckt im frisch ausgebauten Van. Die Kanadier brechen auch auf, für sie geht es nur einen Tag nach Melbourne und dann mit dem Flieger nach Vancouver. Sie erwartet wahrscheinlich eine zweiwöchige Hotel-Qarantäne bevor sie in ihr Haus dürfen. Die belgische Familie hat sich einen Stapel DVDs ausgeliehen – sie wollen wohl noch etwas bleiben. Mit drei kleinen Kindern wollen sie auf gar keinen Fall riskieren irgendwo „in der Mitte“ an einem Flughafen zu stranden. Wir schenken unsere letzte Flasche Wein aus der wunderschönen Winery in den Adelaide Hills der unglaublich tollen Campingplatz-Besitzerin und wünschen ihr alles Gute. Sie kämpft ja eigentlich um ihre Existenz – vom „Flüchtlingscamp“ kann sie nicht leben. Schließlich bekommen alle Super-Sonder-Rabatte und sogar Gratis-Lebensmittel die sie im Dorf gesammelt hat. Wenn ihr in Australien unterwegs seid: besucht den Halls Gap Lakeside Tourist Park! Ein wunderschöner Campingplatz mit der wunderbarsten Besitzerin! Zum Schluss bietet sie uns sogar doch noch an, dass wir zurück kommen dürfen, sollte es nichts werden mit unserem Flug in Sydney.
Die Straßen sind wie erwartet leer. Nur hunderte von Kängurus tummeln sich auf den umliegenden Feldern – cool! Wir fahren hauptsächlich durch Farm-Landschaft Manchmal gesäumt von vereinzelten Bäumen und Sträuchern und manchmal wird der Busch wieder dichter:
Wir fahren eine Art Zick-Zack und bahnen uns den Weg zum National Highway M31. Auf dem soll es dann bis nach Sydney gehen. Auf dem Weg wollen wir einen Stopp in Albury einlegen. Es liegt fast in der Mitte und bereits im Staat „New South Wales“. Hier haben wir noch einen Stelllplatz auf einem Campingplatz ergattert. In Sydney hatten wir kein Glück mehr – die Campingplätze sind wegen Covid geschlossen. Wir übernachten also im Hotel und zahlen noch mal drauf. In Albury mussten wir versichern nur die eine Nacht zu bleiben und nicht anzureisen, wenn wir Symptome haben, der Platz hatte aber für solche „notwendigen Reisen“ noch offen. Soweit sind wir aber noch nicht …
Um die Mittagszeit suchen wir nach einem netten Plätzchen für eine Pause. So richtig Rastplätze gibt es hier nicht. Die meisten Straßen sind ja nicht für Reisende ausgelegt. Ab und zu ein paar LKW-Fahrer. Auf der Route entdecke ich einen großen blauen Fleck auf der Karte und wir verbringen die Pause an einem riesigen braunen See.
Weiter geht’s! Kurz bevor wir auf die Autobahn auffahren, überlegen wir uns noch, dass es besser wäre zu Tanken. Kennt man ja aus Deutschland – direkt an der Autobahn ist es doch immer teuer! Kurz vor dem Zubringer entdecken wir am rechten Straßenrand noch eine Tankstelle und biegen kurz entschlossen ab. Da passiert es! Ein unglaublich lautes Krachen und Quietschen ertönt und lässt uns den Schreck in alle Glieder fahren! Jonas bleibt stehen und starrt mich an, er fährt langsam wieder rückwärts … Ich ahne bereits was passiert ist und blicke nach hinten und nach oben. Jup, da ist jetzt ein fettes Loch und überall liegen kleine weiße Splitter herum. Wir sind gegen die Tankstelle gefahren! Genauer gesagt gegen das Tankstellen-Schild. Wir haben wohl im ganzen Stress vergessen, dass wir einen Camper fahren und deutlich höher sind als ein normales Auto. An der Zapfsäule neben dem Schild stand ein großer LKW, daher wollte Jonas links drum herum fahren.
Fassungslos steigen wir aus und schauen uns den Schaden an. Auch am Tankstellenschild ist ein Stück abgerissen. Die Luke für die Frischluftzufuhr ist völlig hinüber. Jonas geht in die Tankstelle – ich bin eben gegen ihre Tankstelle gefahren. Die Angestellte im Laden ist super entspannt. Sie kommt raus und guckt und meint erst mal „Ach, kein Problem, das bekommen wir wieder repariert.“ Ich wühle währenddessen in den Unterlagen und rufe die Notfall-Nummer der Camper-Vermietung an. Wir sind versichert. Zum ersten Mal haben wir bei einer Auto-Vermietung das volle Paket gebucht und zum ersten Mal brauchen wir es tatsächlich! Ich mache Fotos und schicke sie an die Vermietung. Sie wollen sich zeitnah melden um das weitere Vorgehen zu besprechen. Ich hoffe nur, dass wir an unserem irren Plan festhalten können und zwei Tage später nach Hause fliegen können. Einen Umweg über Melbourne oder eine Verzögerung durch eine Reparatur ist nicht drin! Als ich erzähle, dass wir auf dem Weg nach Sydney sind, wirkt mein Gesprächspartner überrascht und erleichtert zugleich. In der aktuellen Zeit hat wohl niemand Lust raus zu fahren und geschrottete Camper einzusammeln. Wir bringen den Camper dahin, wo er hin gehört, zwar mehr als eine Woche zu früh, aber ja, wir wissen, dass wir nichts erstattet bekommen. Ich fülle die Schadensmeldung aus und Jonas lässt auch die Tankstellen-Mitarbeiterin alles ausfüllen. Natürlich zahlt die Versicherung auch den Schaden an der Tankstelle. Jonas tankt nun tatsächlich und geht noch mal rein – besorgt mir einen Kaffee und sich einen Steak-Pie. Wir gucken uns an und können schon wieder lachen. Schwein gehabt! Wir sammeln noch unseren groben Müll ein und fahren dann wie geplant auf die Autobahn. Zum Glück ist es ein sonniger Tag – obwohl es nun deutlich zieht, ist es drinnen angenehm. Kurze Zeit später ruft die Vermietung zurück. Der Schaden ist zwar schon sehr groß, aber sie trauen es uns zu, dass wir es selbst soweit reparieren können, dass es nicht rein regnen kann oder wir während der Fahrt noch Teile verlieren. Dann dürfen wir weiter fahren bis nach Sydney. Deal! Ich schmeiße schnell Google Maps an um den nächsten Baumarkt zu finden. An der nächsten Ausfahrt geht es wieder runter und zum Baumarkt. Der hat noch etwa 40 Minuten offen – Glück gehabt! Wir besorgen uns Klebeband und Jonas klettert noch auf dem Baumarkt-Parkplatz aufs Dach um ein paar erste Klebebandstreifen anzubringen. Nach diesem ersten „Hotfix“ geht es zurück auf die Autobahn und weiter Richtung Albury. Es wird schon langsam dunkel und wir wollen auf dem Campingplatz noch im Hellen ankommen um weitere „Reparaturen“ vorzunehmen. Auch auf der Autobahn ist sehr wenig Verkehr, entgegen unserer Erwartung werden wir nicht angehalten. Die Landschaft wird sogar etwas hügelig – schön!
Die Campingplatz-Besitzer sind freundlich, können uns aber leider nicht aushelfen mit einer Leiter. Also klettert Jonas erneut über die Küche auf den Camper und klebt bis die Sonne fast untergegangen ist und wir sicher sind, dass es nicht rein regnen kann:
Nach dem großen Schreck gehen wir noch eine kleine Runde spazieren und kochen uns dann ein stärkendes Abendessen. Was für ein nervenaufreibender Tag. Und am nächsten Tag brauchen wir erneut all unsere Kraft und Konzentration.
Nach Dusche und Frühstück starten wir auf die letzte Etappe. Es ist wieder strahlend blauer Himmel und angenehm warm. Die Autobahn ist wie leer gefegt. Wir kommen gut voran.
Tatsächlich ist der zweite Teil der Strecke abwechslungsreicher als gedacht. Immer wieder wird es ein bisschen hügelig und gegen Ende der Strecke säumen große Wälder mit zum Teil abenteuerlichen Schluchten und Brücken den Weg.
Ich schiele immer wieder auf die Route bei Google Maps und frage mich, ob wir nicht doch noch einen Abstecher Richtung Küste machen können und noch ein bisschen was von der schönen Landschaft rund um Sydney sehen können. 500 km am Tag klingt nicht viel – ist es aber in einem Camper, der max. 90 km/h fährt und wenn man ab und zu eine kurze Pause machen möchte. Einen richtig langen Umweg können wir also nicht machen. Auch weil wir zum Schluss in den Stadtverkehr kommen und da dauert es ja immer länger! Trotzdem kann ich nicht widerstehen und wir biegen etwas früher von der Autobahn ab und fahren in Richtung Küste. Das Wetter ist plötzlich super moody – die Wolken hängen tief und es sieht so aus, als könnte es jederzeit beginnen zu regnen. Dazwischen blitzen immer wieder Sonnenstrahlen hervor. Wir fahren zu einem Aussichtspunkt und tatsächlich hängen nur oben die Wolken – unten am Meer scheint die Sonne:
Wir fahren also runter, am Meer entlang über die Sea Cliff Bridge, weiter durch den Royal-Nationalpark. Richtig wohl fühlen wir uns nicht – Australien ist ja jetzt im Lockdown und wir sind sehr eindeutig als Reisende erkennbar. Aber die Natur ist einfach so schön!
Schade, dass wir keine Zeit haben, die tollen Wälder näher zu erkunden. Es sieht richtig aus wie im Dschungel! Je näher wir der Stadt kommen, umso voller werden die Straßen. Immer wieder kommen Baustellen dazu – eine echte Herausforderung für Jonas, der jetzt nach einem langen Tag noch mal volle Konzentration bringen muss. Trotzdem erreichen wir unsere Unterkunft sicher und ohne weitere Unfälle. Nachdem wir ein paar Mal um den Block gefahren sind, finden wir sogar einen kostenlosen Stellplatz. Wir beziehen unser Zimmer, was eigentlich eine kleine Wohnung ist und erkunden noch ein wenig die Umgebung – hauptsächlich wollen wir noch zu einem kleinen Alkoholladen um uns Wein und Bier zu kaufen. Unsere Vorräte sind bereits verschenkt oder getrunken, aber wir wollen noch mal auf Australien anstoßen und natürlich braucht Jonas noch Souvenir-Biere für seinen besten Freund. Anschließend koche ich eine große Portion Nudeln und wir können ein wenig entspannen.
Vom Hoteldach kann man den Flughafen sehen. Die meisten Flugzeuge stehen nur herum – ein einsamer Qatar-Fliger hebt gerade ab. Morgen um die Uhrzeit sitzen wir hoffentlich in so einem Flieger und sind auf dem Heimweg.
Am nächsten Morgen müssen wir um 10 Uhr das Hotelzimmer verlassen, unser Flieger geht allerdings erst abends um 22 Uhr. Bis 16 Uhr müssen wir den Camper abgeben. Dazwischen ist noch jede Menge Zeit. Wir überlegen nun hin und her, was man nun guten Gewissens noch unternehmen kann und fahren dann doch mitten rein in die Innenstadt. Nun sind wir doch schon mal da! Die Straßen sind deutlich leerer als gedacht und wir sind schnell beim botanischen Garten – vielleicht etwas zu schnell?! An einer Ampel blitzt plötzlich so ein oranges Licht auf …
Wir parken direkt am botanischen Garten und staunen über die Preise für das Parkticket: 9 Dollar pro Stunde! Da kommt ein Einheimischer vorbei und meint, dass wir nicht zahlen brauchen. Das kontrollieren der Parktickets sei ja nicht „essential“ und das dürften die Polizisten daher nicht. Jonas leuchtet das ein. Ich will lieber zwei Stunden bezahlen. Er warnt uns auch, dass die Polizisten schlecht drauf sind und wir aufpassen sollen.
Wir statten uns mit leichtem Gepäck aus und spazieren in den Park. In Australien ist es zu dem Zeitpunkt nur noch erlaubt das Haus zu verlassen, wenn man zur Arbeit, einkaufen geht oder draußen Sport macht. Der Park ist daher fast leer. Lediglich ein paar Spaziergänger sind unterwegs die auffällige Sportkleidung anhaben und alle eine Wasserflasche mit sich rum tragen … Vor uns liegen 20 Stunden Rückflug. Wir haben auch ein sehr essenzielles Bedürfnis uns die Beine zu vertreten und noch etwas frische Luft zu schnappen. Darf ja auch an einem besonders schönen Ort sein, oder?
So haben wir wenigstens noch ein kleines bisschen von Sydney gesehen. 😉 Die Stimmung ist seltsam. Eigentlich ist der Park fast leer – bis auf die vielen Polizisten die überall Streife laufen und fahren. Wir werden nicht angesprochen – trotzdem irgendwie unheimlich. Nach der ersten großen Runde sind wir zurück am Camper. Das Parkticket ist eigentlich abgelaufen. Aber ich habe gesehen, dass es nur einen Teil mit Kakteen und Farnen gibt. Den müssen wir uns doch angucken! Also gehen wir noch mal los …
Im Farnhaus entdecken wir eine coole Echse und genießen es, ansonsten fast völlig allein unterwegs zu sein. Nach einer weiteren Stunde kehren wir zum Camper zurück. Erst mal Mittagspause – wir futtern noch an Resten, was geht. Das restliche Brot wird belegt und zusammen mit den Karotten eingepackt. Anschließend müssen wir dann aber wirklich mal fertig Packen. Alles was noch an Lebensmitteln da ist und geschlossen ist, wird in die Rucksäcke gestopft. Dann müssen wir einmal weniger in Deutschland einkaufen gehen und es wird nicht entsorgt. Insgesamt waren unsere Rucksäcke auf dem Rückweg 10 kg schwerer als auf dem Hinweg – Nudeln und Dosenbohnen sei dank. ^^
Endlich ist wirklich alles gepackt und wir können uns auf den Weg zum Flughafen machen. Langsam wird es auch wirklich Zeit – die Camper-Vermietung hat nicht mehr lange offen. In Kanada hat es sich bewährt, dass Jonas mich und das Gepäck am Flughafen abgesetzt hat und anschließend allein den Camper bzw. das Auto weg gebracht hat. Anschließend ist er öffentlich zum Flughafen gefahren – das ist deutlich entspannter ohne das ganze Gepäck! Nun sitzen wir wieder vorne in der Fahrerkabine und wollen los fahren, da fällt mir ein kleiner weißen Zettel an der Windschutzscheibe auf – wir haben ein Parkticket! Von wegen die dürfen nicht Kontrollieren, von wegen 9 Dollar pro Stunde sind viel – 90 Dollar Parkticket, das ist richtig viel! Wir nehmen auch wirklich noch mal alles mit …
Auch am Flughafen erwarten uns jede Menge Sicherheitsleute und Polizisten. Bevor man überhaupt den Flughafen betreten darf, muss man seinen Ausweis und das Ticket vorzeigen. An diesem Tag gehen gerade mal noch acht Flieger. Ich habe Glück und kann direkt zum Qatar-Schalter gehen und unser Gepäck los werden. Jonas muss allerdings später noch mal sein Ticket holen. Am Flughafen hat fast alles geschlossen. Eine Apotheke und zwei Restaurants haben offen, sonst nichts. Das wird also nichts mit Bargeld am Flughafen los werden und noch Souvenirs shoppen. 😦 Jonas hat leider weniger Glück – er verfährt sich auf dem Weg zur Camper-Vermietung, muss dann noch mal Tanken und schafft es gerade noch rechtzeitig. Der Hof steht schon über und über voll mit Campern. Die will wohl gerade keiner mehr haben. Ebenso wenig unsere offenen Essensreste. Die müssen wir leider entsorgen. Die Mitarbeiterin ist sehr ängstlich und vorsichtig – sie gehört zur Risikogruppe und meint nur, dass wir großes Glück haben, dass wir die Versicherung gemacht haben – bei dem Schaden! Die Busfahrten zurück zum Flughafen dauern lange (dafür, dass die Strecke eigentlich super kurz ist), man kann im Bus auch nur mit Kreditkarte zahlen! Einfach dran halten – ping – es kostet „???“ und man darf mitfahren. Dann muss Jonas auch noch Schlange stehen um in den Flughafen zu kommen und natürlich hat der Qatar-Schalter nicht mehr offen. Ich mache mir schon Sorgen und bin sehr froh, als wir wieder vereint sind. Für den Flughafen und die Flüge haben wir uns unsere Mund-Nase-Masken aufbewahrt. Überall spaziert nur Sicherheitspersonal rum – wir haben ein mulmiges Gefühl. Jonas muss noch mal lange anstehen um sein Ticket zu bekommen – er kommt zurück mit einem Kopfhörer im Ohr und dem Handy in der Hand. In Deutschland gibt es in seiner Firma gerade eine außerordentliche Betriebsversammlung – es geht um Kurzarbeit. Jonas als Betriebsratsvorsitzender will natürlich dabei sein. Da alle im Homoffice sind, gibt es natürlich eine Videoübertragung und mobile Daten haben wir ja eh noch genug. Also hört und guckt Jonas Betriebsversammlung während es für uns weiter durch die Sicherheitskontrolle geht – verrückt!
Hinter der Kontrolle hat nur noch eine Apotheke auf. Wir besorgen uns als letzte Souvenirs noch eine fette Flasche Desinfektionsgel – ist ja in Deutschland überall ausverkauft – und ein Australien-Nackenkissen. Wir hatten mal ein Kiwi-Nackenkissen aus Neuseeland – das habe ich dummerweise im ersten Taxi in Australien liegen lassen. 😦 Das leuchtende Grün vom neuen Kissen fällt hoffentlich besser auf, als das schwarze Kissen im dunklen Kofferraum.
Nun, tatsächlich beginnt das Boarding, wir gehen ins Flugzeug. Der A380 ist voll! Wir haben uns versucht Plätze vorne zu sichern, damit wir mehr Beinfreiheit haben. Tatsächlich sind die Plätze wie reserviert und gerade Jonas ist super froh, seine Beine wenigstens ein bisschen ausstrecken zu können. Es fällt mir schwer, ein Ende zu finden. Der Flug ist lang und anstrengend, auch in Doha ist alles zu, der Anschlussflug hat fast drei Stunden Verspätung. Wir kaufen einen Kaffee und Wasser für einmal mehr ???-Geld und laufen die laaaangen Gänge auf und ab. Aber irgendwan geht es auch hier weiter – das Flugzeug ist wieder voll, wir sitzen vorn und haben Platz. Neben mir sitzt eine 80-Jährige. Sie hat ihre Schwester in Australien besucht – wahrscheinlich zum letzten Mal. Wir hoffen, dass es nicht unser letztes Mal in Australien war und träumen davon eines Tages wirklich frei und entspannt dieses wunderschöne Land erkunden zu können. Für den Moment versuchen wir uns an die schönen Dinge zu erinnern, auch wenn es uns aktuell völlig unwirklich erscheint. Ja, wir waren 2020 zweieinhalb Wochen in Australien und es war der Beginn der Pandemie.
Viele Grüße, Franzi