Auf der Coromandel Halbinsel habe ich zwei neue extreme Neuseeland-Erfahrungen gemacht. Die Erste hat mich in Angst und Panik versetzt, die zweite war mit das Schönste und Coolste, was wir hier bisher gemacht haben. Jap, zwei krasse Gegensätze. Wie es dazu kam…
Die Halbinsel Coromandel liegt etwa süd-östlich von Auckland. Viele Auckländer verbringen hier ihre Wochenenden oder ihren Urlaub. Da wir langsam genug von vielen schönen Stränden hatten (ja, weiße Sandstrände können einem auch mal zu viel werden) wollten wir nicht sooo lange bleiben um dann weiter ins aktive Vulkangebiet zu fahren. Wettertechnisch hatten wir eher Pech. Bei unserer Ankunft und Abreise hat es in Strömen geregent… Da war die Fahrt an der Küste entlang nicht ganz so berauschend. Ein etwas mulmiges Gefühl hatten wir dann auch, als wir auf einem Campingplatz direkt am Meer standen und mitten in der Nacht geht eine super laute Sirene los. Erdbeben! Tsunami! Aufstehen!… Nach kurzer Zeit kam die Entwarnung – es war nur der Alarm der freiwilligen Feuerwehr… Puh!
Am nächsten Morgen war es super windig, aber immerhin trocken und sonnig. Dann hatten wir auch schönere Aussichten bei unserer weiteren Fahrt an der Küste entlang.
Unser erster Halt war Coromandel Town. Ein hübsches kleines Örtchen mit tollen Läden mit Gegenständen von lokalen Künstlern (irgendwie fehlt mir gerade eine Übersetzung für „craft“… – Kunsthandwerk! Danke Bastian 😉 ) und einem super sortieren Perlenladen. Ein besonderes Highlight: auf dem Markt gab es für 1,50 $ eine leckere warme Brezel!!! Unsere Erste in Neuseeland. ^^ Nach etwas hin und her sind wir weiter gefahren zu einem noch besseren Aussichtspunkt.
Zum Übernachten ging es auf einen schönen DOC-Campingplatz direkt ans Meer. ❤ Jonas hat sein Glück beim Angeln versucht, aber nichts gefangen.
Am nächhsten Morgen haben wir noch die Little Bay besucht – ein schöner kleiner Strand. Keine besonderen Vorkommnisse. Lustig waren die Traktoren am Strand – nur im eingezeichneten Parkbereich für Traktoren. ^^ (Dummerweise habe ich wohl doch kein Foto gemacht…)
Kommen wir nun also zur ersten Grenzerfahrung… Von unserer Wanderung auf den Castle Rock habe ich ja bereits erzählt.
Nun, auf dem Rückweg wollten wir den gefährlichen Teil an der Seite zwischen den Cabbage Trees vermeiden und sind daher geradeaus gegangen. Wir dachten wir hätten unten auch einen direkten Weg gesehen. Böser Fehler! Wenn der Weg kein Rundweg ist, versucht niemals einen anderen Weg zurück zu gehen. Wir sind den steilen Abhang hinunter geruscht und geklettert und standen irgendwann mitten im Busch, keine Spur mehr von einem Track! Wir haben uns verlaufen! Eigentlich dachte ich, dass würde mir nicht so viel ausmachen, aber als ich dann mitten im Wald stand ohne Weg, erschöpft und zittrig vom steilen Bergabgehen, da habe ich echt schnell Panik bekommen. Wir hatten zwar Karten auf dem Handy und GPS-Empfang, aber das Gefühl nicht zu wissen wo ich bin und wo ich hin soll war erdrückend. Ich habe angefangen nach Hilfe zu rufen – im Wald gehen Schreie nur bis zum nächsten Baum. Wir wussten auch, das hinter uns niemand mehr auf den Track gegangen ist… Jonas hat versucht mich zu beruhigen, aber mit jedem Schritt durch das Unterholz, zwischen Lianen, über Flüsse… wurde meine Panik größer. Auf dem Handy konnten wir sehen, dass wir nur noch wenige Meter von der Straße an der unser Auto steht entfernt sind. Wir klettern also auf einen Hügel und stehen vor einer stacheligen Wand aus picksigen Pflanzen. Kein Durchkommen! SCHEISSE! Ich war echt fertig und frustriert… Wir sind an den Pflanzen entlang gegangen, aber sie waren überall zwischen uns und der Straße. Also durch! Jonas ist voraus gegangen und hat „gebulldozert“. Ich bin hinter ihm her gekrochen. Stacheln überall – an den Armen, an den Beinen, auf dem Kopf und im Gesicht. Horror! Aber nach ein paar Metern (mir kam es ewig vor) die gute Nachricht von vorne: „Ich sehe die Straße!“ Wir haben es also wieder raus aus dem Busch geschafft zu unserem Auto. Wir hatten wirklich überall Stacheln und Kratzer – Jonas natürlich noch viel mehr als ich – und es war uns plötzlich sooooo heiß. Puh, was für eine Erleichterung! Nach einer Verschnaufpause sind wir weiter gefahren zu einem kleinen Wasserfall. Dort haben wir spontan beschlossen Baden zu gehen. Das Wasser war sehr sehr kalt, aber sehr erfrischend und angenehm auf den ganzen Kratzern.
Danach mussten wir uns überlegen wo wir übernachten wollen. An diesem Abend haben wir mal etwas anderes ausprobiert. Wir haben in unser super Camping-App von einem Weingut gelesen, dass Gäste kostenlos auf dem Parkplatz übernachten lässt, wenn sie 20 $ pro Person für Essen und Getränke ausgeben. Ein Campingplatz in der Region hätte mindestens genauso viel gekostet… also haben wir uns für Essen entschieden. ^^
Die Purangi Winery ist richtig schön – ein bisschen hippie-mäßig, urig und total gemütlich. Draußen brannte ein Feuer und wir saßen unter Feijoa-Bäumen (die eigentliche Nationalfrucht 😉 ). Wir haben uns Pizza aus dem Steinofen gegönnt und Feijoa-Cider. ❤ Einfach nur super lecker!!!
Der Abend konnte also doch noch sehr entspannt ausklingen. 🙂 ❤
Nun ist es an der Zeit euch von den zwei großen Attraktionen von Coromandel zu erzählen, dem Hot Water Beach und der Cathedral Cove. Der Hot Water Beach ist ein Strand unter dem heiße Quellen ins Meer fließen. Bei Ebbe kann man sich am Strand ein Loch buddeln, es füllt sich mit heißem Wasser und man hat seinen eigenen kleinen Hot Pool am Strand. Geil! Dafür muss man natürlich zur richtigen Zeit hin gehen. Der Hot Water Beach stand für den nächsten Tag auf unserem Programm. Ebbe war nachts um 4 Uhr oder mittags um 17 Uhr. Der Strand ist seeeeeehr beliebt (egal zu welcher Tages- und Jahreszeit) und es war noch dazu Wochenende – Alles klar, wir gehen um 4! Im Weingut konnten wir uns zum Buddeln eine große schwere Schaufel leihen – das hat zwei deutsche Mädels auf uns aufmerksam gemacht. Spontan haben wir alle unsere Wecker auf 3.45 Uhr gestellt. Wie aufregend! Viel zu aufregend für mich… ich weiß nicht ob es das gute Essen, der Alkohol, die Aufregung oder doch die vielen Kratzer und Stacheln vom Mittag waren… ich konnte einfach nicht schlafen! Wenn man nicht schlafen kann können fünf Stunden eeeeewig lang sein…
Nun ja, irgendwann wurde es dann doch endlich Zeit zum Aufstehen. Auf dem Parkplatz am Hot Water Beach war kein Auto, mit der Schaufel bewaffnet sind wir zum Strand gelaufen – zum Glück waren die beiden Mädels schon mal bei Tageslicht da, ich hätte den Weg nicht direkt gefunden. ^^ Am Strand sind wir dann in die Richtung der Taschenlampen und des Dampfes gegangen. Jap, es war stockdunkel und hat am Strand gedampft. Cool! Die heißen Quellen sind richtig heiß, man darf sein Loch nur in der Nähe buddeln, sonst verbrennt man sich. Im Dunkeln ist das natürlich etwas schwierig… ich bin ein paar Mal barfuß auf eine seeehr heiße Stelle gedappt – Au… Jonas hat für uns vier ein riesiges Loch gebuddelt und wir hatten schnell unseren Hot Pool.
Bitte stellt es euch vor: wir sitzen im Dunkeln am Strand in einem heißen Loch, das Meer rauscht… wie völlig absurd! Langsam geht die Sonne auf und Jonas macht uns noch einen Kaffee. ❤ Es war einfach nur herrlich!
Aber dieses Vergnügen bleibt nicht für immer. Die kalte Flut kommt schnell und schwemmt alle Löcher wieder zu.
Nach dem Bad im Hot Pool hatten wir überall Sand. Wir haben uns kurz im Meer gewaschen und sind dann weiter gefahren zur Cathedral Cove.
Die Cathedral Cove ist DER Strand auf Coromandel. Ein paar kennen ihn vielleicht aus dem Narnia-Film. Ich habe schon hunderte wunderschöne Bilder davon gesehen und wollte natürlich selber wunderschöne Bilder machen. Ich habe gelesen, dass das Morgenlicht besonders gut ist, daher habe ich die anderen angetrieben sich zu beeilen. Was ich nicht gehört hatte oder irgendwie überlesen hatte ist, dass man zur Cathedral Cove nur über einen 45-minütigen Fußweg kommt… Ups. ^^ Ich bin mit meinen (kaputten) Flip-Flops los gedüßt. ^^ Uns sind einige Leute mit fetten Kameras entgegen gekommen… joa, die beste Show haben wir wohl dann verpasst. Aber als wir unten ankamen, war fast niemand da.
Wir konnten so viele Bilder machen wie wir wollten und hatten (fast nie) fremde Leute im Bild.
Jap, dieser Strand ist schön. ❤ Bei etwas mehr Sonnenlicht wäre er vielleicht noch schöner, aber dann gäbe es irgendwann wieder diese Schatten… Nun ja, wir waren da. 🙂
Damit haben wir einen neuen Rekord aufgestellt – das Tagesprogramm, die beiden Attraktionen von Coromandel haben wir noch vor 8 Uhr morgens gesehen. ^^ Wir haben uns noch zwei weitere Strände angeguckt…
… wirklich eine schhöne Gegend! Aber das Wetter wurde immer schlechter und wir waren dann doch irgendwie müde. Gegen 13 Uhr waren wir auf unserem Übernachtungs-Campingplatz und haben geschlafen, Wäsche gewaschen und ich habe gebloggt. 😉 Ja und dann hat es geregnet und geregnet und geregnet…
Das heißt Vorräte auffüllen, Bloggen und mit anderen Reisenden quatschen. 🙂
Gegen Abend wurde es langsam weniger, deshalb haben wir uns noch zu einer weiteren Coromandel-Besonderheit getraut. Auf Coromandel wird schon lange aus dem Erzgestein Gold gewonnen. Bei der Karangahake-Gorge kann man auf verschiedenen Tracks durch alte Mienentunnel gehen, die Ruinen der Gebäude angucken und auf Infotafeln mehr über die Goldgewinnung erfahren. Das ganze zwischen zwei Bergen an einem Fluss.
Sehr cool! Es hat leider immer noch etwas geregnet, daher waren die Mienentunnel sehr willkommen. 😉
Und der Ausblick aus den „Windows“ war toll – die Regenstimmung hat irgendwie zu diesem Ort gepasst.
Und es regnet ja nicht immer, irgendwann hört es auch wieder auf. ^^
Von meinem besonderen Tag am anderen Ende der Welt erzähle ich euch das nächste Mal. 😉 Bis bald, liebe Grüße Franzi ❤