Mehrfach haben wir auf die Frage „Was war das Schönste was du in Neuseeland gemacht oder gesehen hast?“ folgende Antwort bekommen: „Tongariro Crossing“. Diese Wanderung zwischen Vulkanen wird häufig als die beste und schönste Tageswanderung Neuseelands, manchmal sogar der Welt, bezeichnet.
Spoiler-Warnung: Wenn ihr das Crossing selbst machen wollt und ähnlich überrascht sein wollt wie ich es war, dann guckt euch die Bilder nicht an. 😉 Ich hatte nur wenige Bilder von der Wanderung gesehen und war oben einfach nur überwältigt von der Aussicht und den Seen. Ich konnte einfach nicht aufhören zu grinsen. ❤
Bei schlechtem Wetter kann es vorkommen, dass man die Tour gar nicht gehen kann weil es oben auf den Bergen zu windig ist oder es ist wolkig und neblig und man sieht kaum etwas. Wie ihr vermutlich auf den Bildern von Taupo gesehen habt, hatten wir in Taupo prima Wetter. Der nächste Tag war ebenfalls sehr schön vorher gesagt… wir haben uns also spontan dazu entschlossen diese knapp 20 km Wanderung durchzuziehen. Im iSite von Taupo wollten wir uns über die Möglichkeiten der An- oder Abreise informieren, denn das „Tongariro Alpine Crossing“ ist keine Rundtour. Eine Busfahrt morgens vom Zielparkplatz zum Startpunkt der Wanderung kostet 30 $ pro Person – doch relativ viel Geld für eine ungeführte Tageswanderung… Wir stehen also vor den zahlreichen Infotafeln die davor warnen die Wanderung zu leichtsinnig in Jeans und Sandalen anzugehen – eindrücklich bebildert mit Zeitungsausschnitten von vergangenen Rettungsaktionen. Das kleine Wörtchen „alpine- alpin“ wurde 2007 ergänzt, schließlich beginnt der Track auf 1100 Metern Höhe und erreicht am höchsten Punkt 1886 m… Anyway. Plötzlich kommen zwei Jungs um die Ecke. Ah, die kennen wir irgendwoher… vom Campingplatz in Rotorua. Jonas quatscht die beiden (auch Deutsche) an und fragt ob sie das Crossing machen wollen – „ja“, „gleich morgen?“ … „joa…ok“. Wir fahren gemeinsam? DEAL! Die Jungs besprechen noch die Details und wo wir übernachten können während mich ein erstes mulmiges Gefühl beschleicht… Jetzt machen wir es wirklich! 20 km und 1000 Höhenmeter – hoffentlich bin ich dafür fit genug! Nach der Pasta-Party auf einem kleinen Parkplatz direkt am Lake Taupo wache ich nachts immer wieder auf und denke „Oh nein, morgen muss ich 20 km laufen“…
Der nächste Morgen beginnt sehr früh. Ein wilder Hahn wohnt ebenfalls auf dem Parkplatz und kräht fast ununterbrochen. Wir verschieben unsere geplante Abfahrtszeit um eine Stunde nach vorne. 😉 Wie gut! Als wir um kurz vor 8 Uhr auf dem Zielparkplatz ankommen stehen schon einige Autos dort. Die Jungs parken ihr Auto und wir fahren zu viert in unserem Auto zum Start der Wanderung. – Die schneebedeckten Berge leuchten in der Morgensonne und der Rauch wirkt sehr mystisch… Rauch?! Gehört der dahin? Ist das der Berg an dem wir wandern wollen? Jap, ist es. Das Tongariro Vulkan-Massiv ist ein aktives Vulkangebiet. Der Rauch kommt aus dem aktuellen Krater, der 2012 ausgebrochen ist… Der Ausbruch hat eine DOC-Hütte zerstört und ein Teil der Wanderungen musste geändert werden. Ein gewisser Respekt vor diesen Bergen ist also angebracht…
Wir haben uns trotzdem hochmotiviert auf den Weg gemacht. 🙂
Die ersten Kilometer gingen schnell rum. Der Weg ist wirklich super ausgebaut und die Landschaft ist abwechslungsreich. – Je höher man kommt um sie weniger Vegetation wächst auf den dunklen Vulkanfelsen. Die erstarrte Lava bildet bizzare Formen und Figuren. Vor dem ersten steileren Anstieg gibt’s noch mal eine Toilette und einen netten kleinen Abstecher zu einem Wasserfall.
Dann geht’s bergauf. Steil. Aber mit jedem Meter kommt der wunderschöne Mt Ngauruhoe (Mt Doom 😉 ) immer näher und die Aussicht runter ins Tal wird immer besser.
Das Tongariro Crossing ist super beliebt – an guten Tagen wandern zwischen 500 und 1000 Leute über die Vulkane. Wir sind eigentlich die meiste Zeit in einer Art Schlange gelaufen. Das hat Vor- und Nachteile. Einerseits wurde ich dadurch angetrieben weiter zu gehen und nicht stehen zu bleiben. Andererseits fühlte ich mich auch manchmal gehetzt und bin deshalb zu schnell gegangen… Wichtig ist es trotzdem das eigene Tempo zu finden und regelmäßig Pausen zu machen. Jonas hat alles für uns hochgetragen – Trinken (4 l), Essen, Jacken und sogar Handschuhe – oben ist es wirklich kalt und das Wetter kann sich schnell ändern. Er hat auch dafür gesorgt, dass wir regelmäßig Pausen machen und sein schwerer Rucksack langsam leichter wird. ❤ Die erste längere Pause haben wir hier eingelegt:
Wow! Ich war davon schon sehr beeindruckt und musste mich immer wieder zu Mt Ngauruhoe umdrehen und Fotos machen.
Es ging immer weiter bergauf… bis auf einen Sattel. Von dort war die Aussicht sehr beeindruckend. Wir konnten sogar in der Ferne die schneebedeckte Spitze des Mt Taranaki aus den Wolken gucken sehen! Cool!
Das letzte Stück auf den höchsten Punkt der Wanderung zum „Red Crater“ war fies. Sehr steil und über Geröll. Hier hat sich das feste Schuhwerk bezahlt gemacht – ich konnte sogar ein paar Asiaten in Sneakern überholen – sonst wurde ich nur immer überholt. 😛 Oben angekommen kam dann die super Belohnung für die Anstrengung – der Blick auf die „Emerald Lakes“ und den „Blue Lake„. Damit hatte ich irgendwie gar nicht gerechnet. Jeder See hat eine andere Farbe, sie glitzern in der Sonne um die Wette und ich stehe da und kann einfach nicht aufhören zu grinsen. Einfach nur wunderschön! ❤
Der Abstieg zu den Seen ist noch mal etwas kniffelig, denn es geht auch nur über Geröll. Die Gefahr auszurutschen ist groß, aber wir haben es heil runter geschafft. 🙂 Unten konnten wir an einer windgeschützten Stelle zwischen den Seen prima Mittagspause machen.
Der weiche weiße Toast (den sie hier Brot nennen) hat noch nie soooo gut geschmeckt. ^^ Wir haben uns sogar eine bayrische Salami gegönnt, die auch richtig lecker war!
Natürlich hatten wir viel zu viel Essen dabei… armer Jonas! Nach der Pause geht’s noch mal ein bisschen hoch zum „Blue Lake“. Die Seen sind alle Kraterseen die durch Ausbrüche entstanden sind. Die Aussicht vom See zurück auf den Berg – wow!
Weiter geht es am See entlang und zwischen den Bergen hindurch. Langsam öffnet sich der Blick auf die Ebene mit Lake Taupo und Lake Rotoaira.
Und dann sind wir bei Kilometer 11.
Jap, gerade etwas über der Hälfte. Der Rest des Weges ist anstrengend. Für mich war es fast anstrengender als der Aufstieg. Die Sicht verändert sich nicht groß, die Vegetation ist eintönig, es war sehr warm in der Sonne, es geht fast die ganze Zeit bergab und ich musste dringend auf Toilette. Puh! Es gibt auf dem Abstieg noch eine Hütte mit Toiletten – davor stand eine ganze Schlange an Leuten. Es gab vier Plumsklos, zwei davon waren voll… Urg. Bei so vielen Wanderern etwas doof…
Eine nette Abwechslung auf dem Abstieg war noch der Blick zum aktiven Krater des letzten Ausbruchs.
Man kann sich übrigens auch die ganze Anstrengung ersparen und mit dem Helikopter auf den Berg fliegen. ^^
Ich war richtig froh als es weiter unten in den schattigen Wald ging. Gegen Ende hat Jonas das Tempo stark angezogen und plötzlich standen wir auf dem Zielparkplatz. Geschafft! Geschafft! Geschafft! 🙂 Wir waren sehr froh und ich war super überrascht wie fit ich mich noch gefühlt habe. Unser bisheriges Training in Neuseeland hat also etwas gebracht. 😉
Für uns war das „Tongariro Alpine Crossing“ bisher unsere schönste Wanderung in Neuseeland. ❤ Wir hatten tolles Wetter und durch den Deal mit den Jungs (sie haben uns anschließend zurück zu unserem Auto gefahren) mussten wir kaum etwas dafür bezahlen. Yeah! 🙂 Anschließend haben sich unsere Wege wieder getrennt – uns war eine heiße Dusche nach der Wanderung wichtiger als ihnen. 😉 Funfact: Auf dem Campingplatz haben wir zahlreiche andere Wanderer getroffen die das Crossing gemacht haben. Ein deutsches Paar konnte sich auch an uns erinnern und daran dass sie dachten die beiden Jungs seien unsere Kinder! – Sehen wir wirklich schon soooo alt aus?! 😛 Bis bald, liebe Grüße Franzi ❤
3 Gedanken zu “Tongariro – die beste Tageswanderung Neuseelands?!!”