Nach den großen Highlights in den Nationalparks ging es auf der nächsten Etappe vor allem darum, Strecke zu machen – in drei Tagen ging es über Clearwater, Lillooet und Whistler bis nach Nanaimo auf Vancouver Island. Viel Auto fahren heißt aber nicht, dass die Sehenswürdigkeiten unterwegs weniger geworden wären – auch die Provincial Parks in Kanada haben ihre Highlights.

Unserem ersten kleinen Highlight begegneten wir quasi bei der Ausfahrt aus Jasper – zwei Wapitis stehen direkt am Straßenrand und eines von beiden ist ein junges Männchen, hat also ein kleines Geweih. Check!
Weiter geht es zum Mount Robson Provincial Park. Die Bärendichte ist auf dieser Strecke zur Zeit so hoch, dass ein Anhalten zum Bären gucken offiziell verboten ist und Strafe kostet. Wir jedenfalls sehen keinen. Mount Robson ist der höchste Berg der kanadischen Rockies und wie viele hohe Berge etwas schüchtern – er hüllt seine Spitze gern in Wolken. So auch als wir auf dem Parkplatz ankommen.
Wir wollen eine kurze Wanderung machen zum Kinney Lake und zurück. Eine mehrtägige Wanderung führt weiter zum Berg Lake und einem spektakulären Panorama – allerdings gibt es dort nur Campingplätze und keine Hütten.
Die erste Etappe zum Kinney Lake ist etwa 4,5 km lang (einfach) und relativ flach ohne große Steigungen. Jonas hatte mal wieder zu viel Energie und es sich in den Kopf gesetzt die Strecke in unter einer Stunde zu schaffen … Ja, geht, aber am See war ich dann leicht fertig und habe mich länger einfach auf eine Bank gesetzt zum Verschnaufen und um die unglaublich tolle Aussicht zu genießen.
Ganz kurz – bevor wir anfangen haben zu rennen … – konnten wir sogar die Spitze von Mount Robson erblicken. Nach einem stärkenden Mittagessen machten wir uns noch auf zum Visitor Center, obwohl unser Besuch quasi schon vorbei war. Aber vom Balkon hinter dem Besucherzentrum hat man einen mega Ausblick auf den Berg. Als ich die zahlreichen Lupinen entdecke muss ich schnell runter und mir das aus der Nähe angucken – sooooo schön!
Und dann heißt es vorwärts kommen. Wir fahren aus den Bergen heraus in eine Art breites Tal mit bewaldeten Berghängen, zahlreichen Flüssen und Seenlandschaften und sehr kleinen Ortschaften. Unglaublich wie lange hier einfach mal „Nichts“ kommt. Auch unser Ziel, der Ort Clearwater, ist mit etwa 2.400 Einwohnern bestimmt kein städtisches Ziel. Hier lockt erneut die Natur in Form des Wells Gray Provincial Parks. Trotzdem ist Clearwater eher ein „Durchfahrt- oder Zwischenstopp-Ort“. Richtig schöne Unterkünfte haben wir nicht gefunden. Es reiht sich ein Motel an das andere – direkt am Highway. Ja, auch wir sind in so einem schmucken Betonbunker untergekommen und freuen uns schon auf die Nacht – nicht!
Um die Stimmung aufzuheitern beschließen wir uns ein besonderes Abendessen zu gönnen und fahren zum Smokehouse Hop „N“ Hog. Und ja, Craftbier, Craftcider und die Smokeplatte mit einer Auswahl aller Speisen sind seeehr gute Stimmungsaufheller. Dazu kommen die super freundlichen Bedienungen, ein lauer Sommerabend und ein tolles rustikales Ambiente. Beste Entscheidung!
So frisch gestärkt überlegen wir, was wir tun könnten um nicht in unser Hotelzimmer zurück zu müssen. Die Straße führt direkt weiter in den Wells Gray Provincial Park und es bleibt ja noch sooo lange hell und irgendwie haben wir morgen auch keine Zeit für den Park, weil wir lieber den Farmers‘ market besuchen wollen, wenn wir schon zufällig an einem Samstagmorgen da sind. Also ab ins Auto und los geht’s!
Im Wells Gray Provincial Park gibt es einige sehenswerte Stopps, deutlich ausgeschildert von der einen Straße, die in den Park rein und wieder raus führt. Immer mit dabei haben sollte man ein gutes Mückenspray – gerade gegen Abend waren die Biester überall. Trotz dem Spray wurde ich mehrfach gestochen – vor allem in den Kopf … Trotzdem hat sich der abendliche Ausflug mehr als gelohnt. Nicht nur, dass wir zwei Bären gesehen haben, wir waren auch bei den meisten Stopps allein und konnten in Ruhe die Aussicht genießen.
Nachdem wir bei den Dawson Falls von Mücken fast aufgefressen wurden und es langsam dunkel wird – die perfekte Tageszeit um Bären bei der Futtersuche zu erschrecken, wären wir fast nicht noch zu den Helmcken Falls weiter gefahren. Aber es ist ja nicht mehr so weit – also fahren wir rüber. Wie gut! Die Helmcken Falls waren für uns das absolute Highlight des Parks. Wir stehen allein auf der Plattform, über dem gigantischen Wasserfall geht der Mond auf, ein paar kleine Wolken erstrahlen im rosaroten Abendlicht – einfach nur atemberaubend schön!
Was für ein Abschluss für diesen unerwartet vollen und wunderbaren Tag! Die Nacht wird dann wie erwartet schrecklich. Im Motel ist es heiß und laut und wir bekommen nur wenig Schlaf.
Am nächsten Morgen ist es schon früh sehr warm und wir machen uns auf zum Farmers‘ market. Wie erwartet sind es nur wenige Stände aber dafür mit einer tollen Qualität. Die lokalen Künstler präsentieren ihr Handwerk und plaudern gern ein bisschen. Wir decken uns an zwei Backständen mit ein paar Leckereien für das Frühstück ein und kaufen auch noch eine Marmelade als Mitbringsel. Doch dann wird es uns zu heiß und wir beschließen ein schattiges Plätzchen für unser Frühstück zu suchen.
Nach der Stärkung ist nun die Frage, wie wir weiter fahren: „obenrum“ oder „untenrum“. Ein Schild preist die Strecke obenrum als „Fishing-Highway“ – Jonas ist sofort dabei. Und wir werden nicht enttäuscht. Es ist wenig Verkehr und ein See nach dem anderen glitzert in der Sonne. Wir suchen ein paar Geocaches und Jonas sieht sogar Fische springen. Zum Angeln haben wir leider weder Zeit noch eine Erlaubnis.
Gegen Ende zieht sich die Strecke durch den Fraser Canyon und wir sind froh, als wir unser Ziel für die Nacht erreichen: Lillooet. Wir übernachten in einem kleinen B&B auf einem Campingplatz. Die Erfahrung den Abend neben einem anderen deutschen Paar im Camper zu verbringen bestärkt uns in der Entscheidung für die Auto- und Unterkünfte-Variante. Wer Jonas Tränen lachen sehen möchte, fragt ihn mal nach der Geschichte mit dem Steak der Camper … Wir jedenfalls erkunden noch etwas den Ort, gehen einkaufen und essen Chinesisch zu Abend – wenigstens hat ein Restaurant noch um 19 Uhr geöffnet … Den restlichen Abend spielen wir und futtern unsere frisch gekauften Snacks.
Das liebevolle Frühstück macht unseren Aufenthalt perfekt – kaum zu glauben, dass das sogar unsere günstigste Übernachtung war. Weiter geht es in Richtung Whistler. Je näher wir diesem berühmten Ort („Have you been to Whistler? You’ll looove Whistler!“) kommen, desto voller werden die Straßen.
Es ist Sonntag, die Sonne lacht und neben den Touristen zieht es auch die Städter aus Vancouver in den beschaulichen Olympia-Ort. Also stellen auch wir das Auto ab und schlendern durch den Ort. Die Innenstadt wurde nur für die olympischen Winterspiele angelegt. Alles ist Fußgängerzone und nett angelegt. Es gibt zahlreiche Shops und Restaurants. Uns erinnert das ganze tatsächlich an die kleinen nachgebauten Ortschaften aus dem Europapark. ^^ Wir futtern einen australischen Pie zum Mittagessen und versiegeln den Magen mit einem fetten Eis. Da wir weder Zeit und Lust zum Shoppen haben und auch kein Bedürfnis danach verspüren uns mit einem Mountainbike die Berge hinab zu stürzen (im Sommer werden die Skilifte dazu genutzt um Fahrräder und Adrenalinjunkies nach oben zu befördern) fällt unser Besuch in Whistler recht kurz aus.
Wir haben ja noch eine Fähre zu bekommen. Weiter geht es durch die Berge in Richtung Meer. Wir halten auf dem Weg noch an zwei Wasserfällen. Zuerst sehen die Brandywine Falls sehr unspektakulär aus, aber nachdem wir uns auf der Aussichtsplattform etwas weiter nach vorne geschoben haben, erblicken wir den Regenbogen am Ende des Wasserfalls – cool! Die Brandywine Falls liegen übrigens im gleichnamigen Provincial Park.
Kaum ist auf der rechten Seite das Meer in Form eines Fjords in Sicht, lohnt sich ein erneuter Stopp bei den Shannon Falls (ebenfalls ein Provincial Park). Ein wirklich hoher Wasserfall zu dem man über eine kurze, aber recht steile Wanderung durch den Wald gelangt. Es gibt verschiedene Aussichtsplattformen. An diesem schönen Tag war der Parkplatz gerammelt voll.
So, das war der letzte Stopp – auf zum Hafen! Natürlich waren wir am Ende doch super früh und mussten noch eine Weile warten – aber besser so, als noch plötzlich im Stau zu stehen und die Fähre zu verpassen. Auf der Fähre von Horseshoe Bay nach Nanaimo war es sehr windig, aber wir konnten einen windgeschützten Platz an Deck ergattern und die zahlreichen Insel(chen) und Vancouver aus der Ferne beobachten.
Von der Hafenstadt Nanaimo war es etwa noch eine halbe Stunde zu unserer Unterkunft. Wir hatten uns auf Vancouver Island für eine feste Basis entschieden um nicht mehr so viel ein- und auspacken zu müssen. Kurz vor der Anreise gucke ich noch mal auf die Karte und stelle völlig entsetzt fest – die Unterkunft liegt quasi direkt zwischen dem Highway und einer Bahnlinie – wie konnten wir das nur buchen?! In mir kommt leichte Panik auf. Jonas kann da nur den Kopf schütteln – bei der Anfahrt die erste Erleichterung: auf den Schienen, die wir queren, wachsen bereits Büsche … Hier fährt wohl kein Zug. Und auch die Straße hört man durch die Bäume nicht sonderlich laut. Dafür die positive Überraschung: das Cottage ist deutlich größer als gedacht und super süß. Im Garten picken Hühner von denen wir ein paar frische Eier im Kühlschrank stehen haben. Außerdem ist der Balkon riesig und punktet mit einem schicken Grill. Jaaa, hier können wir uns bestimmt ein paar Tage wohlfühlen. 🙂
Könnt ihr auf dem Hühnerbild den tierischen Besucher entdecken?! Nein? Kein Problem – im nächsten Beitrag ist er noch etwas näher gekommen. Bis bald, viele Grüße Franzi
Ein Gedanke zu “Drei Wochen in Kanadas Westen – Provincial Parks zum Träumen”