Koala in Australien

Abenteuer Down Under: Ganz schön leer hier

Nach einem sonnigen Start in Adelaide geht es nun los mit unserem ersten Camper-Abenteuer! Wir haben zwar fast acht Monate in einem Camper in Neuseeland gewohnt, aber einen gemieteten Camper hatten wir noch nie. Eine Route ist nur sehr grob geplant. Vor uns liegen drei aufregende Wochen voller Freiheit und Abenteuer – denken wir zumindest!

Angekommen im Morialta Conservation Park können wir unser Glück (erneut) kaum fassen. Am Ende der schmalen Straße ist ein fast leerer Parkplatz und in einem Baum direkt auf dem Parkplatz sitzt unser erster Koala! Einfach so – wir können ihn super beobachten ganz ohne Teleobjektiv oder Fernglas. Naja, viel zu beobachten gibt es nicht – der Koala macht ein Nickerchen.

Wir sind unglaublich fasziniert – eigentlich dachten wir es wird schwer einen Koala in freier Wildbahn zu Gesicht zu bekommen. Wir machen es uns im Schatten unter einem anderen Baum gemütlich und machen erst mal Lunch. Vorbeigehende Spaziergänger sind ebenfalls baff von dem Koala direkt am Parkplatz. Eine Australierin meint sogar „So viele Koalas habe ich noch nie an einem Tag gesehen!“. Nach der Stärkung geht es auf die erste kleine Busch-Wanderung. Ah, so habe ich mir Australien vorgestellt. Roter, sandiger Boden, Eukalyptus-Bäume, Sträucher und sonst niemand.

Wir begegnen keiner Menschenseele auf der Wanderung, auch keinem Känguru. Die soll es hier eigentlich auch zahlreich geben. Die Aussicht auf den Wasserfall erweist sich als wenig spektakulär – im Herbst nach dem heißen Sommer ist er völlig ausgetrocknet. Trotzdem eine schöne Aussicht!

Zurück am Parkplatz laufen wir noch ein Stück in den Hauptweg hinein, den die anderen Spaziergänger genommen haben. Tatsächlich sitzt da schon der nächste Koala und da und da!

Deutlich quirliger und dadurch schwerer zu fotografieren sind die ebenfalls zahlreichen Papageien und Kookaburras. Okay, zwei sitzen regelrecht Modell.

Wir können uns nur schwer los reißen, aber wir haben noch eine längere Fahrt durch die schmalen und engen Straßen der Adelaide Hills vor uns. Wir wollen gern in der Natur übernachten und müssen dafür noch etwas fahren. Nicht gerade die ideale Strecke für den ersten Campertag, aber Jonas meistert den Linksverkehr und die kurvigen Straßen durch die Weinberge, Wälder und kleine Ortschaften ohne Zwischenfälle.

Obwohl wir am Vortag angerufen hatten, warten wir am ersten Campingplatz lange bis überhaupt jemand kommt um uns einen Stellplatz zu geben. Wir warten draußen im Camper, räumen im Camper um und ein. Zwischendurch machen wir uns sogar schon mal Abendessen in der zugemüllten Campküche – man erzählt uns, dass hier bis vor kurzem 100 französische Backpacker gewohnt haben und ihren letzten Arbeitstag nach der Traubenernte mit einer großen Party beendet haben. Die Spuren sind noch deutlich sichtbar. Wir fragen uns, ob das in Neuseeland auch so wahr und uns das damals einfach nur nicht gestört hat … Wir lesen die ersten Meldungen von der weltweiten Reisewarnung, stornierten Flügen und gestrandeten Touristen. Am Schlafen gehen hindern uns dann aber auch noch ganz andere Dinge. Zuerst entdeckt und fängt Jonas eine Spinne – im Van! Wir betrachten die Spinne im Glas und googeln ob sie wohl gefährlich ist. Als erstes Suchergebnis finden wir dieses Chart auf dem Backpackers Guide für Australien. Unser Exemplar ist in der Kategorie „Deadly and Dangerous“ zu finden – schöner Mist! Wir überlegen, was wir nun mit der Spinne machen sollen. Zu Hause hätte ich sie einfach raus geschmissen, aber vielleicht krabbelt sie dann in ein Zelt und beißt einen der verbliebenen Backpacker?! Wir entscheiden uns für das einzig Vernünftige – eine öffentliche Hinrichtung auf dem Betonboden neben der Küche … Im Nachhinein lesen wir, dass die Spinne zu unrecht einen so schlechten Ruf hat und Bisse äußert selten sind. Dazu kommt es abends, wenn die Leute ihr Bett frisch beziehen, weil die Spinne sich gern zwischen den Bettlaken im Schrank versteckt und auf Beute lauert (nicht Menschen!). Sie wurde also mit dem Bettzeug in den Van gelegt! Zum Glück für uns (und die Spinnen) begegnen uns keine weiteren Exemplare im Van. Nachdem wir dieses Problem heldenhaft gemeistert haben (nicht) stellt sich ein neues Problem ein: der Kühlschrank! Er brummt unglaublich laut, selbst auf der niedrigsten Stufe. Völlig genervt stellen wir ihn in der Nacht irgendwann aus und schlafen ein wenig …

Nach dem Frühstück kommt die Camp-Besitzerin vorbei. Sie wollte noch mal mit uns sprechen, wegen Corona … Abends war kurz ihr Enkelsohn da und mit uns in einem Raum beim Check-in. Er hat Diabetes Typ I und gehört damit zur Risikogruppe. Wir versichern ihr, dass wir uns penibel an die Hust-, Nies- und Händewasch-Ettikette halten und auch in Deutschland unsere Kontakte bereits sehr eingeschränkt haben. Nein, im Flugzeug weiß man natürlich nicht und es gibt auch Fälle ohne Symptome. Wir spüren deutlich die Angst, die langsam auch in Australien ankommt. In diesem Fall in unserer Gestalt, die wir gerade erst aus dem neuen Hotspot der Pandemie gekommen sind. Wir gehen in der Nähe spazieren, reden, beten und grübeln was wir nun tun sollen. Uns beschäftigen zwei Dinge: Corona und der Kühlschrank, der uns nicht schlafen lässt. Bezüglich Kühlschrank rufe ich bei der Vermietung an. Sie können uns nur ein Upgrade auf ein neueres Modell anbieten. Wir könnten es morgen in Adelaide testen kommen und ggf. gleich tauschen. Ein weiterer Tag Bedenkzeit.

Nachdenklich verlassen wir den Campingplatz. Es ist schwül-warm, aber bedeckt. Ich wollte in den Adelaide Hills unbedingt eine Winery besuchen. Bereits in Kanada hat mir die Weinprobe so gut gefallen und hier gibt es unzählige „Open Cellar doors“ bei denen man probieren kann, Wein kaufen und auch zum Teil gut essen kann. Auf Instagram sehe ich einen aktuellen Post, dass die Winery meiner Wahl (noch) offen hat. Wir fahren zum Cobb’s Hill Estate und sind die einzigen Gäste. Wir machen eine Weinprobe und unterhalten uns sehr gut. Der Wein und die gute Gesellschaft lassen die Stimmung deutlich ansteigen. Wir witzeln noch darüber, dass wir im Falle eines Lockdowns doch dort bleiben sollten. Es gibt genug Platz, Wein und Flammkuchen … Die meiste Zeit haben wir anschließend den traumhaften sich langsam herbstlich färbenden Garten für uns, trinken Wein und essen Käse – herrlich!

Wir fahren weiter und besuchen auf dem Weg noch die Melba’s Schokoladenfabrik. Auch hier haben wir den gesamten Verkaufsraum mit den Einblicken in die Produktion für uns … Das Café ist bereits geschlossen, Kostproben gibt es keine mehr und wir sollten doch bitte mit Bargeld zahlen. Weiter geht’s nach Hahndorf. Dieses schmucke Dörfchen wurde von deutschen Einwandern gegründet und ist daher voll von deutscher Folklore mit Bier(-zelt), Volksmusik und deutschem Essen. Aber nicht nur! Es gibt zahlreiche niedliche Läden, wunderschöne rote Bäume säumen die Hauptstraße und wir schlecken beim Schlendern ein großes Eis. Im Supermarkt ergattern wir sogar ein Päckchen Nudeln – Jackpot!

Da wir am nächsten Morgen wieder nach Adelaide rein fahren wollen, bleiben wir in der Nähe und buchen uns eine Nacht im ordentlichen Campingplatz von Hahndorf. Hier ist die Küche riesig und ein Fernseher beschallt sie. Es läuft nur rauf und runter Corona – Horrorbilder aus Italien.

Wir unterhalten uns vereinzelt mit anderen Campern. Die Neuseeländer erzählen, dass sie jetzt erst mal ins Outback fahren und zwei Wochen Quarantäne zu Hause wären doch nicht schlecht, da kann man viel erledigen.

Nach einer erneut unruhigen Nacht starten wir langsam in den Tag. Unsere Nachbarn sind deutlich schneller fertig und kommen mit einem großen Karton Essen rüber. Sie fliegen nach Hause (wegen Corona), ob wir die Sachen noch brauchen können. Wir bedanken uns und plaudern ein bisschen. Eingepackte Lebensmittel behalten wir, was bereits geöffnet ist stellen wir in den Camp-Kühlschrank. Da wir den Camper eventuell abgeben, wollen wir noch den Tank mit dem Abwasser leeren. Ein großer weißer SUV fährt mehrfach an uns vorbei und bleibt schließlich neben uns stehen. Er kurbelt die Scheibe runter und gibt uns zu verstehen: „Ihr solltet eigentlich in Quarantäne sein.“ Nein, müssen wir nicht, wir sind früher angekommen – aber der Schock sitzt tief. Der Fahrer ist der Campingplatz-Besitzer und eigentlich sehr freundlich. Andere Camper hätten sich wegen uns beschwert, wir hätten ihm sagen sollen, dass wir Abstand haben wollen/sollen, dann hätte er uns nicht zwischen zwei andere Camper gestellt. Und wir sollen doch nicht mit den Leuten reden und ihnen auf die Nase binden wie kurz wir erst da sind. Nachdem wir erklären, dass wir niemand angesprochen haben, sondern wir angesprochen wurden (ich verdächtige die Essenspender …), gibt er uns den Tipp beim nächsten Mal einfach zu lügen oder die Klappe zu halten… Wir verlassen den Campingplatz und fühlen uns mies. Wir besprechen unsere Optionen – Testen lassen? Zurück fliegen? Weiter machen? Jonas gehört eventuell selbst zur Risikogruppe – wir fühlen uns sicherer in Australien und wollen so lange wie möglich bleiben und unseren Urlaub so gut es geht genießen. Wir fahren also in die Stadt zur Camper-Vermietung. Beim neueren Modell ist der Kühlschrank deutlich leiser und das Bett ein wenig bequemer. Wir beschließen (entsprechend unserer vorherigen Entscheidung) erneut zu investieren und nehmen den neueren Camper. Auf dem Parkplatz treffen wir ein deutsches Ehepaar. Sie haben ihren Camper nach einer Tour von Perth nach Adelaide planmäßig abgegeben. Auch sie sind sich uneinig – sie will am liebsten bleiben, er so schnell es geht zurück. Bereits zwei ihrer Rückflüge wurden storniert. Sie hoffen nun auf den dritten Flug. Wir haben das Ehepaar erneut getroffen – auf unserem verfrühten Rückflug nach Frankfurt – immerhin fast zwei Wochen später!

Die Adelaide Hills sind wunderschön, aber auch eher eine Gegend für ältere Reisende, die potenziell gefährdet sind und daher besonders Angst haben. Wir erhoffen uns mehr Leichtigkeit und Freiheit an der Fleurie Coast! Raus aus der Stadt, rein ins Abenteuer.

Von unserem Lunchspot aus erspähen wir endlich die ersten Kängurus! Sie liegen im Schatten eines großen Baumes und direkt daneben führt ein Trail entlang. Den wollen wir gestärkt nach dem Mittagessen angehen, aber der Weg ist wegen Corona gesperrt … Warum?!

Die ersten Kängurus!
Die ersten Kängurus!

Wir sind ratlos und fahren weiter ans Meer. Dort ist nichts gesperrt und wie lassen uns den Wind um die Ohren pfeifen. Wir finden einen tollen günstigen Campingplatz direkt am Meer – unweit von einem Angelsteg. Jonas wirft die Angel aus und wir entspannen uns. Hier draußen fühlen wir uns wohl und sicher. Hier „gefährden“ wir doch auch niemanden, oder?!

Dank dem neueren Van, reichlich Schlafmangel und Sonne schlafen wir endlich wieder etwas besser. Was werden wohl die nächsten Tage bringen? Viele Grüße und bleibt gesund, Franzi

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